Also es ist so: Ich liebe ja meine Kinder. Die sind so toll, wenn die schlafen und wenn die tun, was ich sage, und wenn die lustig sind, und wenn die mit sich selbst beschäftigt sind.
Das sieht auf diesen Frauen und Familien und Elternzeitschriften immer so romantisch aus. Saubere, glückliche, irgendwie Prenzlauer Berg- Vorzeige Kinder. Man fühlt sich sogleich in idyllisches Ambiente versetzt, die Kinder meist leise spielend, ein Liedlein vor sich hersummend, Väter , die Bücher vorlesen, und Mütter, die auf die schnelle noch einen Kuchen gebacken haben....
Ich blättere so was immer mit latent schlechtem Gewissen durch. Wie machen die das ? Ich sollte auch mehr mit den Kinderen spielen, fehlende Knöpfe annähen, lustige Deko fürs Kinderzimmer basteln.... Aber bei uns sieht das echte Leben etwas anders aus, wie das letzte Wochenende mal wieder bewiesen hat.....
Um spätesten halb acht werden wir von unserem 1 1/2 järigen Sohn, Samuel wachgeschrien, einer erbarmt sich und holt ihn aus dem Bett. Er rennt sofort ins Wohnzimmer und holt ein Buch, dass wir ihm vorlesen sollen. Wenn wir ihm kein Buch vorlesen, werden wir von dem Buch erschlagen, so einfach ist das.... Mein Freund ist ein geduldiger Mensch, er macht Kaffee, und ich versuche, so lange wie möglich im Bett zu bleiben.Meine Tochter Mia hört in der Zwischenzeit schon die zweite Hörspiel-CD, sie ist also noch abwesend. Um spätestens 9 frühstücken wir alle, Samuel schmeißt mit Brei um sich, Mia beschwert sich, weil ihr Lieblingsschinken nicht da ist. Es ist ungefähr 9:15 , Mia ist langweilig. Sie nimmt ihr Stoffpferd und reitet durch die Wohnung, sie nimmt eine Leiter und alle Decken die wir haben, und baut im Wohnzimmer einen Stall für ihr Stoffpferd, mit dem Resultat dass wir nicht mehr durch das Wohnzimmer laufen können, Samuel schmeißt indessen Brei auf den Pferdestall, so als Deko, versteht sich. Mia ist immer noch langweilig, sie hat die tolle idee , dass ich ihr doch eine Kutsche für das Pferd bauen soll. Ich bin ja kooperativ, und finde eine Kiste auf Rollen, die als Kutsche dienen könnte, nur die Kutsche müsste jetzt irgendwie noch ans Pferd angebunden werden. Dazu habe ich die schicksalsträchtige Idee, dass man doch nur 2 Bohlöcher duch die Kiste bohren müsste, dann könnte man mit Schnüren Kiste und Pferd verbinden. Mia findet das toll, ich soll sofort losbohren. Ich erwidere, dass die Bohrmaschine im Atelier ist, und dass ich sie holen müsse. Ja, hol sie sofort, sagt sie. Ich bin müde, und hab keine Lust sofort aus dem Haus zu gehen, um für eine Kutsche 2 Bohrlöcher zu bohren. Aber Mia besteht darauf. Ich muss noch den Tisch abräumen, sage ich, um Zeit zu gewinnen. Mia sagt, ihr ist langweilig, und ich soll doch bitte jeeeettttzzzt sooofooort die Bohrmaschine holen, sie muss jeeeeetzt sooofooort die Kutsche bauen.Es ist 9.30 und ich hab mich noch nicht mal gewaschen, geschweige denn, etwas vernünftiges gegessen, ich gebe auf und hole die Bohrmaschine, bohre zwei Bohrlöcher und fädle schnüre an das Pferd, damit die Kutsche vom Pferd gezogen werden kann. Die Wohnung sieht aus wie ein Schlachtfeld, Küchengeschirr und Brei überall, Kutsche fertig, Stall im Wohnzimmer. Mia ist zufrieden. Das Samuel-Bruder-Breikind wird in die Kutsche gesetzt und für 60 Sekunden duch die Wohnung gefahren.Danach ist es wieder langweilig, aber für 60 Sekunden sind alle glücklich. Wir Eltern sehen zu, freuen uns an diesen, ach so schön spielenden Kindern, die Kinder kichern. Wir hätten die Szene aufnehmen sollen, und an so ein schönes Magazin schicken sollen. Mist aber auch, haben wir verpasst.
4 Kommentare:
ich lache gerade so laut, dass bei euch die wände wackeln müssten!!!
das ist doch Schadenfreunde, oder ??? hast Du gesehen, alta, isch hab Dich verlinkt !
Bin isch brofesionel, odda ?
genau so iss es bei uns auch. die in den magazinen luegen, bestimmt.
wie cool !
Isch disch verstehn.
Ein glück wird bei uns nich mehr mit Brei geworfen.....ha, nur noch mit Komplimenten....glucks,haha
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