Donnerstag, 17. März 2011

Hot Dog in the wörld

Am Samstag hatten wir mal Ausgang. Meine Mutter hat Babysitter gespielt. Menschen mit kleinen Kindern haben nicht viel Ausgang. Deswegen sind die Momente dann, in denen man als Paar ohne Kinder auf die Straße gelassen wird, zuweilen eigenartig.

Wir wollten ins Kino. Ich bin ja dann auch immer aufgeregt, weil man ja auch wirklich was ganz Schönes machen will. Und was Besonderes. Wir wollten aber auch zum Poesiefrühling in Neukölln, ein Abend voller Lesungen in unserem Viertel.

Zum Kino kamen wir zu spät. Aus Verzweiflung, wahrscheinlich um den Kinoverlust zu verschmerzen, haben wir uns dann in so eine Ausweifotobox gequetscht, und haben ein Foto von uns machen lassen. Statt Kino eben. Ich sehe etwas verzweifelt-übermüdet aus, überspiele das aber mit einem Lächeln. Etwas verloren standen wir danach an unseren Fahrädern vor dem bösen Multiplexkino im Shoppingcenter. Eine Frau in einer schwarz- weiß karierten Hose untenrum, dazu eine rote Lacklederjacke obenrum hält ihren fahrbaren Hot- Dog Stand vor unseren Fahrrädern an. Sie denkt nach, und redet ein bisschen mit sich selbst, sie sieht aus, als bräuchte sie Hilfe. Mein Freund spricht sie an, ob er ihr helfen kann. Sie sagt, sie muss Brötchen für ihre Hot Dogs holen, will aber das Hot-Dog Fahrrad nicht alleine lassen. Wir sagen, dass wir auf ihr Hot-Dog Fahrrad aufpassen würden. Sie ist begeistert und verschwindet im shopping center. Wir bewachen ein Hotdog-Fahrrad. Es ist kalt und Dunkel in Neukölln. Es ist kein romantischer Ort. Wir reden über dies und das, wir sehen uns den Hot- Dog Wagen an. Die Gurken, die gerösteten Zwiebeln, der Ketchup, alles ordentlich in Plastikboxen transportfähig gemacht. Wir reden über die Technik eines Hot- Dog Fahrrades, wie das so geht, dass die Hot dogs auch warm bleiben. Die Zeit vergeht.

Irgendwann, eine gefühlte halbe Stunde später, kommt die Frau wieder, sie bedankt sich, und sagt, dass sie uns einen Hot Dog ausgeben würde, aber keinen mehr hätte, aber wenn wir mal an Ihren Stand kämen, da wo sie immer steht, dann könnten wir Hot Dogs bekommen. Wir freuen uns über dieses Angebot und verschwinden in die Neuköllner Nacht.

Danach sitzen wir todmüde in einer Lesung. Wir schlafen beide fast ein. Das lag nicht am Inhalt des vorgetragenen, sondern wahrscheinlich eher an unserer Abenteuer- Überdosis an diesem Abend.

Dann sind wir nach Hause gefahren. Meine Mutter hat in unserer Abwesenheit zwar die Kinder bewacht, aber leider ein Rotweinglas über unseren alten Fernseher gekippt. Der Fernseher hat sein Fernsehbild dadurch auf einen 0,5 cm breiten Strich in der Mitte des Bildschirms reduziert.

Das ist bestimmt ein Zeichen. Ich überlege gerade, wie ich das interpretieren soll.

Kann ich noch ein bisschen überlegen?

Oder hol ich mir erst mal einen Hot Dog?





3 Kommentare:

annton hat gesagt…

ach, you are so... great!

Sabrina Tibourtine hat gesagt…

ich weiss, wovon du sprichst! Großartig (der Rest auch, ich habe mich sehr amüsiert)

Karin Clauß hat gesagt…

oh danke schön !