Dienstag, 29. März 2011

Die Taxi Oma

Ich hab festgestellt, dass wenn man etwas verpeilt ist, ( wie zum Beispiel ich ), dann ist das manchmal gar nicht so tragisch, beziehnungsweise tun sich da Welten auf, die man unverpeilt gar nicht aufgetan hätte. Von daher, alle Wege führen nach Rom, auch die von Bollschweil nach Berlin...

Ich war also in Bollschweil am Wochenende , ja wo ist Bollschweil ? will der aufmerksame, interessierte Leser jetzt wissen..., Bollschweil ist südlich von Freiburg. Und weil der Weg von Berlin nach Bollschweil kein kurzer sondern ein langer ist, bin ich mit dem bösen (orangefarbenen) Flieger nach Basel geflogen, und von dort mit dem Zug und dem Bus weiter nach Bollschweil. Meine Freundin ist dort hingezogen weil da Natur ist, und Ruhe. Und der Städter an sich muss auch mal in die Natur, damit er nicht vergisst, wie das ist, mit der frischen Luft und so. Ich hatte ein wunderschönes, entspanntes Frauen und Kultur-Wochenende. So wide-so good....

Am morgen meines Rückfluges wache ich entspannt in Bollschweil auf, und locker, so ganz ohne Internet überschlage ich, dass ich ja noch 3 Stunden habe, bis ich am Flughafen sein muss. Also Easy. Irgendwann ist es aber nicht mehr easy, weil ich über eine Stunde auf eine Anschlußzug in the middle of nowhere warten muss. Ich bin doch ein kleiner Kontrollfreak, also fange ich langsam an, sehr vervös* (vervös= very nervous s.u. !) zu werden. Aber weil ich ja kreativ bin und improvisieren ja schon immer mein Hobby war, überlege ich mir einen Masterplan, um Zeit zu gewinnen. Ich steige in Basel aus und springe in das erste , dort stehende, sehr bunte, sehr kleine Taxi. Eine freundliche, sehr ergraute Frau, weit über 60, mit groß-geblümter Bluse lässt mich vorne einsteigen, weil hinten kein PLatz ist, zu sitzen... Ich sage ihr, dass ich zum Flughafen muss, und zwar schnell. Während sie schon losgefahren ist, erzählt sie mir dann, das heute sehr viel Verkehr ist, wegen der Messe in der Stadt. Ich atme. Sie erzählt mir, dass sie seit über 35 Jahren Taxi fährt, dass sie von allen Taxifahrern in der Firma nur Taxi- Oma genannt wird dass sie eine Katze hat, die nicht will, dass sie arbeiten geht, sie erklärt der Katze aber, dass sie arbeiten muss, damit sie ihre "Leckerlies" bekommt. Sie erzählt auch, dass sie es nicht nett findet, dass der Nachtfahrer, der den Wagen vor ihrer Schicht benutzt, überall im Auto Sonneblumnekrenbrösel verstreut und 20 Knoblauchknollen im Handschuhfach bunkert, um sie während der Fahrt Stück für Stück zu essen. (Ein Blick meinerseits in das Handschuhfach bestätigt die Geschichte. ) . Ich höre zu und vergesse fast, warum ich in diesem Auto sitze.

Schlussendlich springe ich pünktlich in den Flieger, und denke über den Wolken an Knoblauch und Katzen und Sonnenblumenkernbrösel und wie das allles irgendwie zusammenhängt mit dem großen ganzen hier sein...


Donnerstag, 24. März 2011

Ich hab da so ein Frühlingsgefühl

Ich finde, dass man manchmal nur ein bischen kombinieren muss, um die echten, tieferliegenden Strukturen des zwischenmenschlichen-bzw zwischentierischen Lebens zu erfassen. Besonders im Frühling.

Diese, meine, geniale Kombinationsfähigkeit sei an folgendem Beispiel illustriert:

Diese Woche ist Knut ins Wasser gefallen und ward nicht mehr lebendig.

Knut, der Eisbär, war ein Held, ein überlebender, eine tragische, medienumrummelte Figur aus diesem zweiten Jahrtausend. Erst wollte ihn seine Mutter nicht, dann ist sein Ziehvater von ihm gegangen, und dann auch noch sein eigener, plötzlicher Tod.

Dann ist 4 Tage später Liz Taylor gestorben. Liz Taylor, diese Frau aller Frauen, eine Diva, unnahrbar, sinnlich und und sexy. Unvergessen ihre Liebe zu Richard Burton, diese Manifestation von schmachtender, wilder Leidenschaft.

Das macht doch stutzig, oder ? Also mich schon.

Ist es nicht so, dass Paare, die sich wünschen, auf ewig verbunden zu sein, immer wieder zueinander finden ?

Also Richard Burton ist schon lange tot. Schon mehr als 25 Jahre. Und wenn wir mal, nur so versuchsweise annähmen, es gäbe so etwas wie Reinkarnation, dann könnte sich doch Herr Burton schon hie und da herumgetrieben haben. Und , zuletzt... , ich weiß es ist vermessen, aber nichts ist unmöglich in diesem Universum, oder ? Na ja, zuletzt total in weißem Fell im Berliner Zoo reinkarniert als Knut. Möglich wärs. Mit all der Tragik und dem Medienrummel kannte er sich jedenfalls aus.

Und die liebe Liz hat gesagt, "jetzt reichts aber Richard, ich bin alt, ich folge Dir, wo auch immer Du jetzt hingehst".

Hach Liz, ich hätte so gerne eine Beweis für meine Theorie, ein Eisbärblid in Deinem Portemonnaie, einen Eisbärenpulli ( mit weiiitem Ausschnitt) in Deinem Kleiderschrank....

Was solls, es ist bloß eine blanke Märchenphantasie. Aber ich liebe die Idee von den beiden grade oben auf einer Wolke baumelnd, und ein bischen auf diesen verrückten Planeten runterlächelnd.




Donnerstag, 17. März 2011

Hot Dog in the wörld

Am Samstag hatten wir mal Ausgang. Meine Mutter hat Babysitter gespielt. Menschen mit kleinen Kindern haben nicht viel Ausgang. Deswegen sind die Momente dann, in denen man als Paar ohne Kinder auf die Straße gelassen wird, zuweilen eigenartig.

Wir wollten ins Kino. Ich bin ja dann auch immer aufgeregt, weil man ja auch wirklich was ganz Schönes machen will. Und was Besonderes. Wir wollten aber auch zum Poesiefrühling in Neukölln, ein Abend voller Lesungen in unserem Viertel.

Zum Kino kamen wir zu spät. Aus Verzweiflung, wahrscheinlich um den Kinoverlust zu verschmerzen, haben wir uns dann in so eine Ausweifotobox gequetscht, und haben ein Foto von uns machen lassen. Statt Kino eben. Ich sehe etwas verzweifelt-übermüdet aus, überspiele das aber mit einem Lächeln. Etwas verloren standen wir danach an unseren Fahrädern vor dem bösen Multiplexkino im Shoppingcenter. Eine Frau in einer schwarz- weiß karierten Hose untenrum, dazu eine rote Lacklederjacke obenrum hält ihren fahrbaren Hot- Dog Stand vor unseren Fahrrädern an. Sie denkt nach, und redet ein bisschen mit sich selbst, sie sieht aus, als bräuchte sie Hilfe. Mein Freund spricht sie an, ob er ihr helfen kann. Sie sagt, sie muss Brötchen für ihre Hot Dogs holen, will aber das Hot-Dog Fahrrad nicht alleine lassen. Wir sagen, dass wir auf ihr Hot-Dog Fahrrad aufpassen würden. Sie ist begeistert und verschwindet im shopping center. Wir bewachen ein Hotdog-Fahrrad. Es ist kalt und Dunkel in Neukölln. Es ist kein romantischer Ort. Wir reden über dies und das, wir sehen uns den Hot- Dog Wagen an. Die Gurken, die gerösteten Zwiebeln, der Ketchup, alles ordentlich in Plastikboxen transportfähig gemacht. Wir reden über die Technik eines Hot- Dog Fahrrades, wie das so geht, dass die Hot dogs auch warm bleiben. Die Zeit vergeht.

Irgendwann, eine gefühlte halbe Stunde später, kommt die Frau wieder, sie bedankt sich, und sagt, dass sie uns einen Hot Dog ausgeben würde, aber keinen mehr hätte, aber wenn wir mal an Ihren Stand kämen, da wo sie immer steht, dann könnten wir Hot Dogs bekommen. Wir freuen uns über dieses Angebot und verschwinden in die Neuköllner Nacht.

Danach sitzen wir todmüde in einer Lesung. Wir schlafen beide fast ein. Das lag nicht am Inhalt des vorgetragenen, sondern wahrscheinlich eher an unserer Abenteuer- Überdosis an diesem Abend.

Dann sind wir nach Hause gefahren. Meine Mutter hat in unserer Abwesenheit zwar die Kinder bewacht, aber leider ein Rotweinglas über unseren alten Fernseher gekippt. Der Fernseher hat sein Fernsehbild dadurch auf einen 0,5 cm breiten Strich in der Mitte des Bildschirms reduziert.

Das ist bestimmt ein Zeichen. Ich überlege gerade, wie ich das interpretieren soll.

Kann ich noch ein bisschen überlegen?

Oder hol ich mir erst mal einen Hot Dog?





Donnerstag, 10. März 2011

erster Artikel !





here we go:

man sieht dem ganzen die Jungfräulichkeit ja gar nicht an..aber es ist tatsächlich das erste mal in meinem Leben, dass etwas vom mir geschriebenes, das über 2 1/2 Sätze hinaus geht, gedruckt wurde. Hier ist der Beweis:

Das coole Slow Mag Entschleunigungsmagazin, vom Berliner Fashion Label Slowmo

http://www.slowmo.eu/news

hat einen Blogbeitrag vom mir abgedruckt. Ihr könnt auf die Website gehen und euch das Heft downloaden, oder aber auch for free bestellen. Ist toll gemacht und sind auch wirklich gute andere Artikel drin, meine Zeilen sind also in bester Gesellschaft.

Have a good day,

wünscht Karin





Mittwoch, 9. März 2011

wachse über Dich hinauuuuussssss !



Ich gebs ja zu. Ich bin jetzt im Fitnesscenter. Aber ich habs mit dem Rücken, und da muss man ja mal was für sich tun, dacht ich mir. Also erst war ich ja immer nur im Pool und bin meine Bahnen rauf und runtergeschwommen.Dann hab ich gedacht, na ja mach doch mal "Rücken Fit". So ein Kurs kann ja nicht schaden.Also geh ich etwas schüchtern eines Mittwoch morgens in so einen Gruppenkurs. Und was passiert ? Ich liege am Boden wie ein gestrandeter Fisch und versuche dabei die Beine hinten hochzuschieben, ich stemme riesige Metallstangen, ich halte biegsame Gummischläuche an den Füßen fest, und versuche sie mit den Händen Richtung Zimmerdecke zu ziehen. Es ist anstrengend, und irgendwie sehen die anderen Mitturner irgendwie weitaus eleganter aus als ich. Aber was solls ? Was tut man nicht alles für einen ordentlichen Muskelkater ? Der Trainer ist total tätowiert und hat einen reizenden österreichischen Akzent. Irgenwie macht man lieber, was der sagt, so unwiderruflich sagt er dann auch: "Und jetzt die Hände hoch in die Luft strecken, und auf den Zehenspitzen stehen, und jetzt wachse über Dich hinauuuuussss".

Der Satz trifft mich mitten ins Herz. Kann es sein, dass so ein einfacher, eigentlich völlig banaler Spruch mich für einen kurzen Moment alles um mich herum vergessen lässt, und ich denke, na sicher, das ist es, ich wachse über mich hinaus, was denn sonst ? Alles andere ist doch langweilig. Und wieso muss da erst ein tätowierter Fitness - Österreicher auftauchen, um mir das zu sagen ? Die Wege der Herrn sind manchmal doch recht kreativ, oder ? Nächste Woche gehe ich wieder hin, ich muss den Satz noch mal hören, sicher ist sicher.

Dienstag, 1. März 2011

Bohrmaschine und Wochenende



Also es ist so: Ich liebe ja meine Kinder. Die sind so toll, wenn die schlafen und wenn die tun, was ich sage, und wenn die lustig sind, und wenn die mit sich selbst beschäftigt sind.
Das sieht auf diesen Frauen und Familien und Elternzeitschriften immer so romantisch aus. Saubere, glückliche, irgendwie Prenzlauer Berg- Vorzeige Kinder. Man fühlt sich sogleich in idyllisches Ambiente versetzt, die Kinder meist leise spielend, ein Liedlein vor sich hersummend, Väter , die Bücher vorlesen, und Mütter, die auf die schnelle noch einen Kuchen gebacken haben....

Ich blättere so was immer mit latent schlechtem Gewissen durch. Wie machen die das ? Ich sollte auch mehr mit den Kinderen spielen, fehlende Knöpfe annähen, lustige Deko fürs Kinderzimmer basteln.... Aber bei uns sieht das echte Leben etwas anders aus, wie das letzte Wochenende mal wieder bewiesen hat.....

Um spätesten halb acht werden wir von unserem 1 1/2 järigen Sohn, Samuel wachgeschrien, einer erbarmt sich und holt ihn aus dem Bett. Er rennt sofort ins Wohnzimmer und holt ein Buch, dass wir ihm vorlesen sollen. Wenn wir ihm kein Buch vorlesen, werden wir von dem Buch erschlagen, so einfach ist das.... Mein Freund ist ein geduldiger Mensch, er macht Kaffee, und ich versuche, so lange wie möglich im Bett zu bleiben.Meine Tochter Mia hört in der Zwischenzeit schon die zweite Hörspiel-CD, sie ist also noch abwesend. Um spätestens 9 frühstücken wir alle, Samuel schmeißt mit Brei um sich, Mia beschwert sich, weil ihr Lieblingsschinken nicht da ist. Es ist ungefähr 9:15 , Mia ist langweilig. Sie nimmt ihr Stoffpferd und reitet durch die Wohnung, sie nimmt eine Leiter und alle Decken die wir haben, und baut im Wohnzimmer einen Stall für ihr Stoffpferd, mit dem Resultat dass wir nicht mehr durch das Wohnzimmer laufen können, Samuel schmeißt indessen Brei auf den Pferdestall, so als Deko, versteht sich. Mia ist immer noch langweilig, sie hat die tolle idee , dass ich ihr doch eine Kutsche für das Pferd bauen soll. Ich bin ja kooperativ, und finde eine Kiste auf Rollen, die als Kutsche dienen könnte, nur die Kutsche müsste jetzt irgendwie noch ans Pferd angebunden werden. Dazu habe ich die schicksalsträchtige Idee, dass man doch nur 2 Bohlöcher duch die Kiste bohren müsste, dann könnte man mit Schnüren Kiste und Pferd verbinden. Mia findet das toll, ich soll sofort losbohren. Ich erwidere, dass die Bohrmaschine im Atelier ist, und dass ich sie holen müsse. Ja, hol sie sofort, sagt sie. Ich bin müde, und hab keine Lust sofort aus dem Haus zu gehen, um für eine Kutsche 2 Bohrlöcher zu bohren. Aber Mia besteht darauf. Ich muss noch den Tisch abräumen, sage ich, um Zeit zu gewinnen. Mia sagt, ihr ist langweilig, und ich soll doch bitte jeeeettttzzzt sooofooort die Bohrmaschine holen, sie muss jeeeeetzt sooofooort die Kutsche bauen.Es ist 9.30 und ich hab mich noch nicht mal gewaschen, geschweige denn, etwas vernünftiges gegessen, ich gebe auf und hole die Bohrmaschine, bohre zwei Bohrlöcher und fädle schnüre an das Pferd, damit die Kutsche vom Pferd gezogen werden kann. Die Wohnung sieht aus wie ein Schlachtfeld, Küchengeschirr und Brei überall, Kutsche fertig, Stall im Wohnzimmer. Mia ist zufrieden. Das Samuel-Bruder-Breikind wird in die Kutsche gesetzt und für 60 Sekunden duch die Wohnung gefahren.Danach ist es wieder langweilig, aber für 60 Sekunden sind alle glücklich. Wir Eltern sehen zu, freuen uns an diesen, ach so schön spielenden Kindern, die Kinder kichern. Wir hätten die Szene aufnehmen sollen, und an so ein schönes Magazin schicken sollen. Mist aber auch, haben wir verpasst.